Johannis-Rundbrief 2015

Johannis, 24. Juni 2015
Werte Freundinnen und Freunde der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach!
Johannes der Täufer, der Bußprediger vom Jordan, der Legende nach ein leiblicher Vetter Jesu und als sein Vorläufer bezeichnet, ist – neben Maria – der einzige Heilige, dessen Geburtstag die Kirche neben dem sonst üblicherweise gefeierten Todestag begeht. Aber nicht nur in der Liturgie hat der „Verwandte Jesu“ Spuren hinterlassen. Der Johannistag wird auch heute noch als Fest des Sommerhöhepunktes gefeiert. Die Johannisnacht am 24. Juni gilt als die kürzeste Nacht des Jahres: An keinem Tag des Jahres leuchtet die Sommersonne länger. Nicht nur in ländlichen Gegenden brennen am Abend des 24. Juni die Johannisfeuer.

Der kirchliche Festkalender hat das Fest der Geburt Johannes des Täufers mit Bedacht auf den 24. Juni gelegt. Schon Augustin (354 - 430) kennt für Afrika diesen Termin. Bestimmend dafür war die Vorgeschichte der Geburt Jesu, wie sie vom Evangelisten Lukas berichtet wird (Lk 1, 5–80). Exakt sechs Monate vor der Geburt Jesu (25. 12.) wird die Geburt des Johannes angesetzt (25. 06.). Dies ist konsequent, weil Lk 1,26 berichtet wird, Elisabet, die Ehefrau des Priesters Zacharias, Base der Jungfrau Maria und Mutter des Johannes, sei im sechsten Monat schwanger gewesen, als der Engel Gabriel der Maria verkündet habe, sie werde, vom Heiligen Geist überschattet, ein Kind empfangen. Dieses Ereignis wird heute unter der Bezeichnung „Verkündigung des Herrn” am 25. März gefeiert. Johannes wird drei Monate später, am 24. Juni, geboren und der am 25. März angekündigte Jesus neun Monate später am 25. Dezember.

Es wäre schön, wenn wir zu Johannis einen Kurzkonvent der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach zustande brächten wie zum Advent und zu Invokavit. Aber unser Problem ist, dass schon die traditionellen Konvente zum Teil nicht genug Teilnehmer finden. So musste in diesem Jahr die Osterwoche abgesagt werden. Der Leitungskreis stand vor der Frage, ob wir das Angebot an Wochen reduzieren oder die Anmeldefristen drastisch verlängern. Wir haben uns zunächst für die letztere Alternative entschieden und werden jetzt für alle Wochen sechs-wöchige bis etwa vierteljährliche Anmeldefristen setzen. Ist bis dahin nicht das erforderliche Minimum an Anmeldungen eingegangen, wird die Woche gestrichen. Sie können also durch Ihre frühzeitige Anmeldung beeinflussen, ob die angebotene Woche durchgeführt wird.

Ein nüchterner Blick auf unsere Datei zeigt eine ungünstige Alterspyramide. In manchen Gesprächen darüber hat sich meine Meinung verfestigt, dass unser Problem nicht mangelndes Interesse und unzeitgemäße Form sind. Der Gregorianische Choral und das Gotteslob in Verbindung mit geistiger oder körperlicher Arbeit sind zeitlos!

Aber unsere Kirchliche Arbeit Alpirsbach ist angesichts der Fülle und Vielfalt von Angeboten zu sehr in der Nische. Wir müssen uns jungen Christen bekannter machen! Dazu haben wir unseren Jahresprospekt und den Internet-Auftritt neu gestaltet. Daran wird weiterhin verbessert. An Sie alle richte ich die Bitte, jüngere Menschen, die geistig und geistlich für spirituelle Vertiefung aufgeschlossen sind, aufmerksam zu machen auf unsere Arbeit und die Angebote unserer Wochen.

Rückblick

Seit dem letzten Rundbrief hat die Kirchliche Arbeit Alpirsbach die Epiphaniaswoche in Hei-ligkreuztal und die Pfingstwoche in Lippoldsberg durch¬geführt. Über die von Bernd Ebener durchgeführten Aktivitäten zu Advent und Invokavit, die mit der KAA abgesprochen sind, liegen leider keine Informationen vor.

Epiphaniaswoche vom 1. bis 6. Januar in Heiligkreuztal

Bericht von Iris Schöne, Großschönau

...Schon seit Jahren überlege ich, wie ich die letzten Tage des alten Jahres und die ersten Tage des neuen Jahres einmal „anders“ verbringen könnte. Schnell vergeht diese Zeit mit Erinnern und Abschätzen des Vergangenen und Ideen und Planen für Neues.... Wie schnell bin ich in alter Bewegung im neuen Jahr...

Diese Zeit „zwischen den Jahren“, bis Epiphanias, wollte ich mich weg vom gewohnten Umfeld begeben...Sehr gerne Singen- aber auch keine „Rüstzeit“ besuchen, wie ich diese von Kindheit an kenne, mit viel Bewegung und Trubel....

Ich vermisste zunehmend etwas Einkehr und Innehalten in dieser Zeit, eventuell ein Vorbereiten auf das neue Jahr...eine Stärkung. So recherchierte ich ein wenig in der hektischen Zeit im November 2014. Parallel erzählte mir ein „Mitsänger“ aus dem Görlitzer Bachchor, Michael Winkler, recht begeistert vom Gregorianischen Singen seinerseits, immer verteilt über das Jahr, an verschiedenen Orten, ...von der Alpirsbacher Arbeit.

So meldete ich mich denn auch an, nach herzlich einladenden und erklärenden Telefonaten mit Pfarrerin Barbara Wurz. Noch nie hatte ich gregorianische Musik gesungen, gerne höre ich sie - kenne den Klang....hatte mich aber damit noch nicht näher beschäftigt. Nach Frau Wurz und den Beschreibungen von Michael Winkler würde ich herzlich aufgenommen werden und mit einiger Übung schnell hineinfinden können....

So kam der Jahreswechsel zu 2015; ich plante den Silvestertag schon etwas „auf der Strecke“ nach Heiligkreuztal. Ich war in Leipzig...Ganz aus dem Osten, im deutsch- polnisch- tschechischen Dreiländereck bei Görlitz wohnend, musste ich nun durch ganz Deutschland fahren. Es war eine eigentümliche Stimmung, am 1. Januar im Auto unterwegs zu sein... Das Wetter war gut, um zu reisen. Ich freute mich auf die Zeit, die jetzt kam, ich war gespannt.

Nach dann doch nochmals 7 Stunden Fahrt erreichte ich Heiligkreuztal (wieder einmal staunend, wie weit wir aus dem Osten innerhalb Deutschlands reisen müssen, um an das „andere Ende“ zu gelangen...).

Ich wurde im Kloster herzlichst empfangen. Ein für mich reserviertes Zimmer, eine ehemalige Klosterzelle war hergerichtet. Nach kurzen Einweisungen war ich für mich. Ein warmes, herrlich bemaltes Zimmer, mit erstaunlich funktioneller Einrichtung, sollte nun für eine Woche mein Zuhause sein, mit Blick auf den Innenhof des Klosters. Man sieht aus seinen Fenstern den verlaufenden Kreuzgang, in der Mitte des Hofes eine Maria mit dem Kind im Arm... die Glocken der Uhr schlugen, riefen vielleicht schon zu einer Andacht... Ich fühlte mich wohl während der Woche in diesem Zimmer, im Kloster.

Die Essenszeiten waren geregelt - alle miteinander nahmen die Mahlzeiten ein, entweder im Haus in dem Speiseraum - oder in der angeschlossenen Klosterschänke. Vegetarische Speisen waren bedacht; immer wurde reichhaltiges Essen angeboten, nur die extra zu berechnenden Getränke sorgten auch bei den Mahlzeiten für etwas Unmut bzw. Unverständnis. (Manchmal wären vielleicht etwas mehr Obst und frische Salate für uns „Wenigbeweger“ günstig gewesen..., auch eine stetige Versorgung mit Wasser zum Trinken in Flaschen oder bereitgestellten Krügen wurde vermisst, statt dessen mussten stets Wasserflaschen gekauft und extra berechnet werden, schade für eine einwöchige Sing- und Studierveranstaltung in gut beheizten Räumlichkeiten...).
Ein tonnenförmiger Raum im Kloster lud allabendlich nach dem letzten Stundengebet zum Gespräch und Beisammensein ein, bereitgestellter Wein und auch Bier wurden zum Gespräch genossen...oft etwas zu lange (ob der zu singenden Matutin am nächsten Tag) entspannten sich herrliche Gespräche um das Erinnern an „alte“ Singwochen und Begebenheiten oder verschlungene Lebenswege und Erlebnisse Einzelner...
Zum ersten gemeinsamen Singtreffen noch am Anreisetag lud ein großer, geräumiger Saal ein, jeder hatte innerhalb der Woche „seinen“ Platz. Ich wurde herzlich willkommen geheißen, ganz zuerst vom Präses Rüdiger Schloz; bemerkte ich doch, dass sich die meisten recht gut kennen, ich war also als „Neuling“, als Novizin gespannt... Nach einigen organisatorischen Startschwierigkeiten (Frau Wurz war erkrankt und nicht anwesend) bekam jeder ein wunderschön gebundenes Buch zur Hand, den noch nicht lange vorliegenden Weihnachts- und Epiphanias- Band des Alpirsbacher Antiphonale. (Der übrigens in meinem jetzigen Wohnort, in Großschönau in Ostsachsen gedruckt wurde...).

Nun versuchte ich mich hinein zu finden, eine Novizin; mit Hilfe meiner freundlichen Nachbarinnen und der Kantorin Annegret Ernst-Weissert gelang mir ein tastender, guter Einstieg in die Gregorianik. Letztere und Kantor Rudolf Rienau leiteten die täglich mehrfachen Singübungen; schnell stellte sich heraus, dass die meisten geübte Sänger und häufige Besucher der Alpirsbacher Wochen sind. Die Kantoren waren um stets getreue Wiedergabe der jeweiligen Stundengebete bemüht, immer wieder in kleineren Debatten auch mit Kantorin Anne Winkler um Details besorgt und diskutierend - was die beste Wiedergabevariante sein könnte oder müsste, welche der vielen Regeln, vorgegeben durch viele Zeichen und Schriftvarianten genau hier anzuwenden sei...Ich staunte oft über die angestrebte Präzision, Interpretation der gedruckten Stundengebete. ...Ein sehr großes musiktheoretisches „Neuland“ tat sich da für mich auf. Viele Personen haben sich in der Nachfolge von anfänglich Richard Gölz und Friedrich Buchholz bis heute um das Alpirsbacher Antiphonale äußerst verdient gemacht.

Durch geduldiges wiederholtes Erklären von allen Seiten, den Kantoren, meinen Mitsängern im Konvent und vom Präses ergaben sich auch für mich manche Notwendigkeiten: der nach Regeln erfolgte wechselseitige Einzug über eine schmale Wendeltreppe in der Kirche, zwei Scholen im Chorgestühl der kalten Kirche (wunderbar an jedem Platz ein Fell zum Wärmen, samt Fußheizung), die Statio vor dem Einzug, samt Verneigung beim Auseinander-gehen, die solistischen Passagen (z.B. die Versikel), ein immer anderes Lied aus dem Gesangbuch zum Auszug, im Kirchenschiff oder im Kreuzgang wandelnd gesungen, das Glockenzeichen des Präses, vor Beginn und zum Ende eines jeden Stundengebetes.
Pünktliches Erscheinen so oft am Tag und Sammlung seines Selbst vor jedem Beginn der Stundengebete verlangte eine neue, andere Tagesordnung als zu Hause. Ich hatte meine Einkehr, mein eigenes stilles Gespräch, eine besondere Ruhe an einem besonderen Ort, mit besonderen, gleichgesinnten, wunderbaren Menschen unterschiedlichster Altersgruppen und mit ganz unterschiedlichen eigenen Geschichten gefunden. Zuerst etwas anstrengend, stellte sich jedoch schnell eine Sortiertheit und Verlässlichkeit im Konvent ein. Eine Ahnung rührte sich in mir, wie die Nonnen in dem Kloster bis in das 19. Jahrhundert hinein, durch die von ihnen gebeteten täglichen Stundengebete eine verlässliche Ordnung, aber auch ge-wappnet gegen mancherlei Anfechtung, eine Sicherheit verspürt haben mögen in ihrem Gefüge (nach „ora et labora“). Oft kamen mir Momente tiefen Friedens, z.B. auch beim Spazieren durch das weitläufige schöne Gelände des Klosters, noch schneebedeckt, dafür bin ich sehr dankbar. Der Sacrista, Siegfried Müller, der auch die Fotos gemacht hat, versah sehr umsichtig und zurückhaltend dienend täglich seinen Dienst, ebenso der Camerarius, Sibrand Förster, bemüht um jede Unklarheit und deren Auflösung zum Besten...

Der Rector studiorum Prof. Dr. Ralf Krömer referierte über das Thema „Gottfried Wilhelm Leibniz - sein Leben, seine Mathematik, sein Gottesbegriff“ im täglichen Studium. Als neues Mitglied des Leitungskreises der kirchlichen Arbeit Alpirsbach und als geübter Sänger brachte sich Ralf Krömer vielfältig in diese Woche ein. Sein Vortrag, seine umfänglichen Hinweise und Querverweise auf die Zeit, die Lebens-, Denk- und Glaubensgewohnheiten aus der Leibniz- Zeit wurden öfter bestaunt und beim Darlegen „echter“ mathematischer Problematik auch lebensnah ausprobiert.

Homiliator im Amt war für diese Woche Rüdiger Schloz. Die Homilien verhandelten Sacharja, Sach 2, 5-9; Sach 3, 6-10. In gut vorbereiteten kürzeren Texten geht es um Visionen, um den Bau einer Mauer um Jerusalem, um Krieg, Deportation und auch Zerstörung...und auch um den Wiederaufbau des Tempels... Um Verheißungen...(zwischen Advent und Epiphanias)... Dennoch:„...Jahwes Augapfel ist weiterhin angetastet worden, sechsmillionenfach zu unseren eigenen Lebzeiten...“ ...Und mündet tröstlich und verheißungsvoll in „freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen!“. Wir bitten: Du aber, Herr erbarme dich unser! ...

Alles mündet in der Messe an Epiphanias, am 06.01.2015. Das Singen und Beten um die Messepredigt rührt alle sehr an.
Die Kirche ist noch „getränkt“ mit Weihrauch vom vorangegangenen katholischen Gottesdienst. Es gibt wenige Gäste zu der vom Konvent gesungenen Messe. Mein mich etwas überraschendes Resümee aus der Predigt von Präses Rüdiger Schloz und somit ein guter Wegweiser für das noch so „unbefleckte“ 2015 lautet: „...Das Göttliche kommt also als etwas Fremdes in die Welt, als etwas, das mit unseren gewohnten Vorstellungen von uns selbst und der Welt um uns bricht. Und deshalb sind es die Fremden, die zuerst sehen, was der Stern über uns bedeutet...“

Ich bin angerührt und erstaunt, etwas belehrt und will es in mir bewegen... Der gesungene Reisesegen, welcher an die Messe anschließt, beendet die Zeit in der Kirche, gibt jedem Geleit und Ermutigung für den Rückweg in das heimatliche Umfeld. Manche Träne mischt sich mit Zuversicht. Ein gemeinsames Mittagessen in der Klosterschänke mit herzlichen Verabschie-dungen signalisiert den Schlusspunkt hinter diese erfüllte Woche.

Ich bin tief beeindruckt, dankbar und gestärkt nach Hause gefahren. Mag es ein gesegnetes, gesundes und frohes Jahr für alle werden. Während der langen Rückfahrt denke ich gelassen über das neue Jahr nach...und ob ich mich wieder auf diese „Epiphanias- Reise“ begeben werde...

Alpirsbacher Invokavit 20. - 22. Februar in Bad Freienwalde

Bericht von Wolfgang Niemeyer, Berlin

15 Männer und Frauen aus Berlin, Greifswald, Hannover und Bad Freienwalde sind zu dem Invokavit-Wochenende gekommen, diesmal nach Bad Freienwalde, ins Missionshaus Malche. Die letzten Jahre fand diese Veranstaltung zu Beginn der Fastenzeit in Berlin-Pankow statt, die Lärmbelästigung in Pankow durch Flugzeuge und Straßenverkehr hat jedoch dermaßen zugenommen, dass sich die Pankower einen ruhigeren Ort wünschten - in der Malche wurden sie fündig. Das führte auch dazu, dass sich zu regelmäßigen Dauerteilnehmern noch einige Bewohnerinnen der Malche und aus Bad Freienwalde dazu gesellten - umgekehrt vermutlich einige andere Großstädter den Weg auch scheuten. Die Aufnahme durch die Schwesternschaft und die Beköstigung der Küche waren sehr wohltuend! Wer Näheres wissen möchte: www.malche.net

Die Projekte der „Kirchlichen Arbeit Alpirsbach“ bieten eine Mischung aus praktischer Übung und geistiger Arbeit. Sie orientieren sich an den Klosterregeln des Heiligen Benedikt. Im Zentrum stehen Singübungen von Psalmen zu den Stundengebeten Matutin, Laudes, Sext, Vesper und Complet, die dann zur jeweiligen Tageszeit gesungen werden. Ort dafür war an diesem Wochenende die schöne, beheizte Kirche der Malche, „studiert“ und geübt wurde im großen Saal des „Neuen Hauses“. Ergänzt wurde die musikalische Arbeit von Kantor Bernd Ebener (Greifswald) durch zwei Studienvorträge: Pfarrer Bernhard Fricke (Vorsitzender „Asyl in der Kirche“ und Seelsorger in der Abschiebehaft Berlin-Köpenick und Eisenhüttenstadt) kam mit uns ins intensive Gespräch über die Situation der Flüchtlinge in Berlin und Brandenburg – was sind die Ursachen? Was können wir als Christen tun? Pfarrer Lorenz Wilkens sprach mit uns über die Themen „Bleibt Gottes Treue bestehen, wenn Menschen sich umbringen? Gottes Wille für Ausländer. Was hat Gottes Bundestreue mit Schmerz und Leid zu tun? Gelten Huld und Gnade auch in der Politik?“ Grundlage dafür waren der Psalm 89 und 2. Mose 34.

Höhepunkt und Abschluss dieses Wochenendes war dann der vom Konvent gestaltete Abendmahlsgottesdienst mit den Schwestern der Malche und einer Frauengruppe aus Berlin, die an diesem Wochenende für ihre Gemeinde den Weltgebetstag vorbereitet hatte. Einen Vorgeschmack auf den Weltgebetstag hatten wir schon bei unseren Mahlzeiten - es gab einige Speisen, die nach Rezepten aus den Bahamas hergestellt waren. Die einhellige Meinung der Teilnehmer: dies ist ein Ort, an den wir gerne wieder hinkommen – möglichst nicht erst zum Alpirsbacher Invokavit im nächsten Jahr!

Pfingstwoche vom 25. bis 30. Mai in Lippoldsberg / Weser

Bericht von Pfarrer Jürgen Schwarzbach, Görlitz

„Erst erbauen wir die Räume, dann erbauen die Räume uns.“ - Wer das sehens- und le-senswerte Heft zur Klosterkirche Lippoldsberg bis zur letzen Seite anschaut und liest, findet diesen Satz von den Räumen, die erbaut wurden und erbauen. Er stimmt wirklich im Blick auf diese einzigartige Kirche – Klosterkirche St. Georg und Maria. Sie wurde um 1150 n. Chr. er-richtet und blieb im Wesentlichen unverändert erhalten. Zeitweilige, dem Zeitgeschmack ent-sprechende Veränderungen wurden nicht beibehalten, so dass eine „stilreine romanische Basi-lika“ erhalten blieb – geschaffen für gregorianische Gesänge. Diese anzustimmen zum Lob Gottes und zu unserer Freude – dazu waren wir eingeladen. - Würden sich genügend Men-schen anmelden, damit die Pfingstwoche 2015 stattfinden könnte? - Vierzehn Namen standen zu Beginn auf der Teilnehmerliste – drei mussten aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen wieder absagen. So waren wir ein kleiner Konvent aus drei Frauen und acht Männern.

Die Klosterkirche und eine urige Herberge (in der einige übernachteten, in die wir unsere Mittagssuppe geliefert bekamen, in der nachmittags freundliche Menschen Kaffee kochten und die vor allem an den Abenden als Gemeinschaftsraum diente), das Gemeinde-haus (für Singübungen und Studium) und das Hotel „Lippoldsberger Hof“ (in dem alle anderen übernachteten sowie Frühstück und Abendbrot serviert wurden) lagen dicht beieinander, so dass es keine weiten Wege gab und der enge Zeitplan, vor allem morgens und vormittags, einigermaßen einzuhalten war.

Die Homilien in der Matutin waren aufgeteilt (Rüdiger Schloz, Alexander Beck, Sibrand För-ster) und den Lesungen aus dem Buch des Propheten Sacharja zugeordnet.

Eine echte Überraschung war für mich in dieser Woche das Studium zum Thema „Luthers Judenfeindschaft und ihre Wurzeln. Anstoß zum Umdenken“ - geleitet von Pastor i. R. Dr. Hartwig Drude – ein Studium, das bewegte und emotional berührte. Es nahm uns mit auf den Weg im Leben und Denken Martin Luthers, der 1523 in seiner Schrift „Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei“ für eine bedingungslose Duldung der Juden in der christlichen Gesellschaft eintrat - und 1543 in dem Traktat „Von den Juden und ihren Lügen“ eine Vertreibung der Juden aus den christlichen Ländern Europas vertritt und erschreckende Empfehlungen gibt, wie mit Juden umgegangen werden sollte, um dieses Ziel zu erreichen. - Was bewegte Luther zu diesem Sinneswandel? Wie verändern diese Einsichten unser Bild des Reformators? Oder welche Wirkungen hat die judenfeindliche Haltung Martin Luthers bis hinein in das 20. Jahrhundert? - Diese Fragen stellten sich.

Keine Überraschung war für mich, dass die Singübungen absolut sicher, fröhlich, von feinem Humor durchzogen und immer motivierend von Kirchenmusikdirektor Georg Popp geleitet wurden. So kannte ich seine Arbeit von früheren Wochen in Fürstenwalde und Meißen. Fehler wurden freundlich korrigiert. Es machte wieder Spaß.

Ein erstes Mal - nicht „Zur Erprobung“ oder „Revidierte Psalmen zur Erprobung“ oder „Vorabdruck“ - ein erstes Mal konnten wir aus der Neuausgabe des Alpirsbacher Antiphonale die Gottes-dienste der Pfingstwoche üben und feiern. Die Übung machte es möglich, von Stundengebet zu Stundengebet immer mehr den Tönen nachlauschen zu können, die sich in der Kirche wirklich entfalten konnten, bevor wir zur zweiten Hälfte des Psalmverses einsetzten.

Die Messe konnten wir in aller Ruhe am Sonnabendvormittag mit Pastor i. R. Henning Drude feiern. Er hatte uns als Organisator und Hebdomadarius gemeinsam mit Präses Dr. Rüdiger Schloz sicher und freundlich durch die Woche geleitet.

Auf dem früheren Nonnenchor der Klosterkirche (die letzte Benediktinerin starb 1569 – da-mit erlosch das Kloster) steht heute eine Orgel. Georg Popp spielte – außerhalb des offziellen Programms zu spätabendlicher Stunde – vor allem Improvisationen zu gewünschten Liedern aus dem Evangelischen Gesangbuch.

Aus der Geschichte des Ortes Lippoldsberg, des Klosters, seiner Kirche und aus der christli-chen Gemeinde in Lippoldsberg heute berichtete Pfarrer Christian Trappe, seit siebzehn Jahren in Lippoldsberg im Dienst. Die Gemeinde stellt sich der Aufgabe, ihre besondere Kirche baulich zu erhalten und offen zu halten für Menschen, die zufällig vorbeikommen, die gezielt diese Kirche besuchen, die Gottesdienst feiern in dieser Kirche oder ein Konzert erleben wollen. Das alles ist Herausforderung für eine kleine Gemeinde, ohne große Mühe und viel ehrenamtliches Engagement nicht zu bewältigen. Die Arbeit einer angestellten Kantorin macht es möglich, dass die Musik einen Schwerpunkt in der Gemeindearbeit bildet und die Kirche zum Klingen bringt – wie wir sie zum Klingen bringen konnten mit pfingstlichen Gesängen in der Gewissheit, dass Gottes Geist seine Welt erhält und erneuert: „Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen und Du machst neu die Gestalt der Erde, Halleluja.“
Vorschau

Die Sommerwoche in Gernrode steht nahe bevor: 25. Juli bis 2. August, ungewöhnlich spät. Das Kantorat werden Christine Unger und Dr. Thomas Bergholz gemeinsam besorgen. Zum ersten Mal werden wir aus dem neu bearbeiteten Alpirsbacher Antiphonale das Sonntags-Pensum singen. Die Homilien wird Pastor Henning Drude aus Bremen halten. Das Studium leitet Prof. Dr. Martin Nicol, Erlangen, zum Thema „Gottesklang und Fingersatz. Beethovens Klaviersonaten als religiöses Erlebnis“. Die Kosten für die 9 Tage betragen EUR 360,00. Anmeldungen sind noch möglich! Frau Dr. Barbara Axthelm, Am Thomasberg 28 in 98673 Eisfeld, Tel. 03686/300729, email dr.axthelm@t-online.de nimmt sie entgegen.

Die zweite, traditionell württembergische Sommerwoche haben wir in diesem Jahr zugunsten der Herbstwoche in Bad Urach vom 28. September bis 3. Oktober gestrichen, weil wir befürchten, dass nicht genug Anmeldungen kommen. Die Woche in unserem Stammkloster Alpirsbach musste schon einmal wegen zu weniger Anmeldungen abgesagt werden. Wir hoffen dafür auf umso regere Beteiligung an der Woche in Bad Urach. Das Studium wird unser Vizepräses Prof. Dr. Joachim Conrad zum Thema „Die christlichen Kreuzzüge“ halten, und ich werde es mit einem Blick auf den muslimischen Djihad ergänzen. Unser Singen wird der frühere Stiftskantor von Loccum, Rudolf Rienau, jetzt in Blaubeuren, leiten. Die Kosten betragen für Verpflegung und Teilnahmegebühr EUR 380.
Anmeldungen bitte an Dr. Rüdiger Schloz, Savannenweg 9, 30455 Hannover, Tel. 0511 / 499222, E-Mail r.schloz@online.de.
Ich möchte Sie ganz herzlich und dringend bitten, für diese Herbstwoche in Bad Urach Ihre Anmeldungen jetzt gleich vorzunehmen. Sie ersparen uns damit die Zitterpartie, ob genug Teilnehmer/innen zusammenkommen!

Der Alpirsbacher Advent findet wie gewohnt in Benz / Usedom statt, und zwar vom 27. bis 29. November. Anmeldungen bitte an Bernd Ebener, Lange Reihe 21b, 17489 Greifswald, Tel. 03834/894426, email b.ebener@web.de.

Bericht vom Leitungskreis

Die jährliche Tagung des Leitungskreises fand am 13. und 14. März im CVJM-Heim in Kassel statt. Die Regularien sind zufriedenstellend erfüllt: Das Finanzamt Düsseldorf-Nord hat den Freistellungsbescheid für 2011-2013 erteilt. Dies bedeutet, dass die Gemeinnützigkeit der Stiftung bis 2018 gesichert ist. 2017 müssen wir für die Jahre 2014-2016 neue Abrechnungen vorlegen. Die Rheinische Landeskirche hat mitgeteilt, dass die Geschäftsberichte für die Kalenderjahre 2011-2013 zur Kenntnis genommen wurden und sich bei der Prüfung keine Anmerkungen ergeben haben.

Die Neubearbeitung des Alpirsbacher Antiphonale schreitet nun zügig voran. Das kleine blaue Bändchen mit der Complet für die Gemeinde hat großen Anklang gefunden. Inzwischen liegen die drei Bände zu den Hochfesten Weihnachten & Epiphanias, Ostern und Pfingsten vor, und in diesen Tagen wird der erste Band der Wochentage, Sonntag, ausgeliefert. Der Band mit den Messen ist in Arbeit, und nächstes Jahr wird der Band „Montag und Dienstag“ erscheinen. Wir werden jeweils zwei Werktage in einem Band zusammenfassen. Die Gemeindecomplet kostet EURO 6,00, alle anderen Bände jeweils EURO 20,00. Das deckt nicht die Kosten, es steckt also eine Subvention darin. Wir wollten die Schwelle niedrig halten, sich die Bände anzuschaffen.

Ein wichtiges Thema der Sitzung war, möglichst zu vermeiden, dass geplante Wochen mangels Anmeldungen abgesagt werden müssen. Das ist für die gastgebenden Häuser, für die Kantoren und die Rectores studiorum jeweils höchst unangenehm. Deshalb haben wir zunächst die Anmeldefristen deutlich verlängert, um, wenn nötig, frühzeitig absagen zu können.

Sibrand Foerster bittet dringend um Ihre Unterstützung bei Adressenänderungen. Die Post sendet meist nicht nach, sondern ohne Information zurück, und wenn sie nachsendet, erfahren wir die neue Adresse auch nicht. Dann ist der Kontakt abgebrochen. Bitte teilen Sie Adressenänderungen unbedingt Herrn Foerster mit, sowohl eigene als auch von anderen, von denen Sie Kenntnis erhalten. (Rechtsanwalt Pastor Sibrand Foerster, Friederike-Fliedner-Weg 26, 40489 Düsseldorf-Kaiserswerth, Fon 0211/4054017, email: sibrand.foerster@t-online.de).

Und nicht zu vergessen: Bitte schütten Sie gütig Ihr Füllhorn in das Konto unserer Stiftung:
DE74 4765 0130 0000 0129 71

Ich wünsche Ihnen allen einen guten Sommer und Herbst. Seien Sie freundlich gegrüßt und Gott befohlen!

Ihr Dr. Rüdiger Schloz