Pfingstwoche 20. bis 25. Mai 2013 in Meißen

Hoch über der Elbe liegt die Evangelische Akademie Meißen, in der die diesjährige Pfingstwoche der KAA stattgefunden hat. 28 Interessierte waren am Pfingstmontag angereist, ich hatte den steilen Berg mit seinem Kopfsteinpflaster mit Hilfe der bereitwilligen "Taxifahrerin", Frau Schanz, spielend bewältigt und auch das Zimmer im Kreuzganghaus machte einen vielversprechenden Eindruck.

Und nun erwartete uns beim Betreten des Tagungsraumes ein Paket mit großen und kleinen roten Heften, unseren getreuen Begleitern in den Singübungen, den Stundengebeten und in der Messe. Besonders die großen, besser lesbaren Hefte hatten bald dankbare Abnehmer gefunden. Angereist war auch Professor Karlfried Fröhlich, unser rector studiorum aus dem fernen Princeton, USA. Eine besondere Freude nicht nur für ihn war es, dass aus den verschiedensten Orten Deutschlands seine Freunde und Angehörigen angereist waren. So wurde die Messe in der Allerheiligenkapelle des Domes für Neulinge und alte Hasen zu einem besonders volltönenden Erlebnis.

Nicht unwichtig für die Qualität der Gesänge waren die beiden Kantoren Stiftskantor i.R. Rudolf Rienau aus Loccum und Domkantor Georg Popp aus Fürstenwalde. Sie verstanden es zum Beispiel, uns auch nach dem üppigen Abendbrot mit wohlüberlegten Gymnastikeinlagen auf die Singübungen einzustimmen. In der Vorbereitung auf die Messe hatte Rudolf Rienau mit bewundernswerter Exaktheit die von uns zu singenden Stücke einstudiert. Trotz des in Meißen besonders umfangreichen Organisationsaufwandes (z.B. drei zu nutzende Kirchen und fünf Schlüssel - oder waren es mehr?) übernahm Anne Winkler die Leitung der wohlklingenden Frauenschola.

Das Studium dieser Woche hatte das Thema "Der vierfache Sinn der Heiligen Schrift in Theologie und Kunst". Ich hatte bereits vom guten Ruf des 84jährigen Professor Fröhlich gehört und gelesen. Jetzt erlebte ich einen brillanten Methodiker, der für uns aus seinem unermesslichen Wissensschatz schöpfte. Er vermittelte uns eine neue, bewusstere Sicht auf Kunstwerke und Texte.

So erfuhren wir, was die Worte aussagen:
"Littera gesta docet — "Der Buchstabe lehrt die Ereignisse,
Quid credas allegoria — was du zu glauben hast, die Allegorie,
Moralis quid agas, — die Moral, was du zu tun hast,
Quo tendas anagogia. — wohin du streben sollst, die Anagogie."
(Übers.: Wikipedia)

 

Die vier Paradiesströme, die vier Wesen, das himmlische Jerusalem und vieles mehr entdeckten wir auch, als uns Dr. Klaus Fröhlich aus Bochum durch die Trinitatiskirche in Meissen-Zscheila mit ihren wunderbaren Fresken aus der Mitte des 13. Jahrhunderts auf der anderen Seite der Elbe führte. Diese Exkursion - eine wertvolle Auflockerung der Woche - war eine hervorragende Ergänzung zum Studium und bot zudem einen spannenden Einblick in die Vergangenheit der Brüder Klaus und Karlfried Fröhlich.

Zum guten Gelingen unserer Pfingstwoche trugen wesentlich auch die beiden Homiliatoren Pfarrerin B. Wurz und Pfarrer A. Beck, der präses chori und Prediger in der Messe Pfarrer J. Schwarzbach, der Hebdomadarius H.v. Strauch, die Ausstrahlung der St. Afrakirche, die abendlichen Gänge zur Komplet im Dom und der entspannende Gang von dort "nach Hause", in dieser Woche noch ohne strömenden Regen und ungebändigte Elbe, bei.

Wenn ich jetzt meine Fotos von dem malerischen Fluss betrachte, kommt mir der Versikel aus den Laudes in den Sinn:
"Nun gibst du einen gnädigen Regen, Halleluja. Und dein Erbe, das dürre ist, erquickest du, Halleluja."

Mögen die Opfer der Überflutung bald die Erfahrung machen können, dass der Regen auch gnädig sein und erquicken kann!

Bericht von Ingrid Hofmann, Eisenach

 

Es folgt das traditionelle Sonett  von Kirchenmusikdirektor Erhard Egidi, Hannover:


 

Alpirsbacher Pfingstwoche

Anno Domini 2013

in Meißen

 

 

„KOMM,   Heiliger Geist“, so haben wir gesungen

        H    ier in der Domstadt, wo fünf Tage lang

        E     in trefflich Paar Cantores den Gesang

        I     m Chore lehrte Alte mit den Jungen.

 

        L     angmütig und geduldig, bis gelungen

        I     m Chore schien, dass jedem es gelang

        G    ut mit zu tun im Singen voller Dank,

        E    s hat belebt wie Pfingstfests Flammen-Zungen

 

        R    ector war Froehlich, der’s auf sich genommen,

        G    anz weit zu reisen, um zu uns zu kommen.

        E    r sprach über der Schrift vierfachen Sinn.

 

        I     hm lauschten wir voll Eifer mit Gewinn.

        S    o scheiden wir, zu ziehn auf unsern Wegen

        T    reu altem Brauche mit dem Reisesegen.

 

 

Am 25. Mai 2013

Von

E.E.