Bericht über die Pfingstwoche vom 5. bis 10. Juni 2017 im Dom zu Fürstenwalde/Spree

Die diesjährige Pfingstwoche stand mit dem Thema „Die Wegbereiter der Reformation: Petrus Waldes, John Wiclif und Jan Hus“ auch im Zeichen des 500-jährigen Reformations-Jubiläums. Pfarrer Prof. Dr. Joachim Conrad gestaltete das Studium in der ihm eigenen Art lebendig und informativ. Seine Ausführungen zeigten, dass es schon lange vor der eigentlichen Reformation viele Ansätze gab, die mit Missständen im kirchlichen Alltag brechen wollten. So breitete sich bereits Ende des 10. Jahrhunderts im südlichen und westlichen Europa die Glaubensgemeinschaft der Katharer aus. Sie waren streng asketisch ausgerichtet und widersprachen u.a. dem Fegefeuer und dem Ablass. Ein Hauptort war die Stadt Albi, daher wurden die Katharer auch Albigenser genannt. Bei zwei Kreuzzügen der Kirche gegen die Albigenser im frühen 13. Jahrhundert und durch die Inquisition fanden viele den Tod, allein in Albi starben über 200 Gläubige in den Flammen für ihren Glauben und die Unabhängigkeit Okzitaniens. Eine weitere Hochburg der Katharer war Carcassonne.

 

 

Von Einzelpersönlichkeiten, die sich für Reformen einsetzten, nannte Prof. Conrad Petrus Waldes, John Wyclif und Jan Hus. Petrus Waldes ein reicher Kaufmann aus Lyon, verkaufte um 1200 seine ganze Habe, lebte in Armut und stiftete eine religiöse Laienbewegung, die Waldenser. Sie strebten die Rückkehr zu apostolischer Einfachheit an. Sie waren u.a. verbreitet im piemontesischen Chisonetal westlich Turin. Aber auch sie waren der päpstlichen Kirche ein Dorn im Auge und wurden deshalb seit 1300 von der Inquisition verfolgt. Dennoch konnten sie sich eine Weile erhalten, wie eine Darstellung der nach 1686 untergegangenen waldensischen Gemeinden im Chisonetal zeigt.

John Wycliff, englischer Reformator (geb. um 1328, gest. 1384) trat gegen die Verderbnis der katholischen Geistlichkeit auf und forderte die Rückkehr zur reinen christlichen Lehre sowie eine von Rom unabhängige Volkskirche. Das Konzil von Konstanz erklärte ihn 1415 als Ketzer.

Jan Hus, geb. um 1370, ein tschechischer Reformator, wirkte in Prag. Auch er eiferte, angeregt durch Schriften John Wycliffs, gegen die Verderbnis der Kirche. Er starb für seine Überzeugung auf dem Konzil von Konstanz 1415 den Feuertod. Sein Glaube lebte aber in seinen Anhängern, den Hussiten, weiter. Diese verursachten durch ihre reformatorischen, aber auch national-tschechischen Bestrebungen 1419 die Hussitenkriege, wobei sie mehrere Siege über die kaiserlichen Heere erlangten. Noch im 15. Jahrhundert bildete sich aus den Hussiten die christliche Gemeinschaft der Böhmischen Brüder, die sich 1467 als freikirchliche Brüder-Unität organisierte. Durch die Gegenreformation und den 30-jährigen Krieg wurde die Gemeinschaft stark dezimiert. Nachkommen dieser Gruppe fanden schließlich bei dem Grafen Nikolaus von Zinzendorf in Herrnhut eine neue Heimat als „Herrnhuter Brüdergemeine“.

Das gregorianische Singen und die Stundengebete bildeten die zweite Säule der kirchlichen Woche. Die Leitung oblag KMD Georg Popp, der die Ausführung der gregorianischen Gesänge uns mit viel Einfühlungsvermögen und Motivation vermittelte. (Wie singt man ein Quilisma?) Die Stundengebete umfassten die 5 Horen Matutin, Laudes, Sext, Vesper und Komplet. Sie wurden nach der neuen Pfingstausgabe des Alpirsbacher Antiphonale zelebriert. Wir sangen im Altarbereich der großen Hallenkirche. Der Dom war im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört worden. Mit viel Engagement gelang es der Gemeinde, die Kirche noch in den Zeiten der DDR soweit wieder aufzubauen, dass sie von außen vollständig war und benutzt werden konnte. Im Innern musste man jedoch auf den Wiederaufbau der zerstörten Pfeiler und Gewölbe verzichten. Die noch verbliebenen Pfeiler und Gewölbe wurden ausgebessert und gesichert. Außerdem wurden am Turmeingang Gemeinderäume eingebaut, zur Kirche hin mit Glaswänden, die eine vielfältige Nutzung ermöglichen.

Im Laufe der Woche erfreute uns Georg Popp mit einem Orgelkonzert auf der Orgel, die von der Thomaskirche in Leipzig übernommen und in Fürstenwalde restauriert und ergänzt wurde. Besonders interessant war ein Bericht von Herrn Popp über seine Reise mit Bläsern seines Chores nach Nepal vom 3. September bis 9. Oktober 2013, um dort eine Bläserarbeit aufzubauen. Der von Bildern begleitete Vortrag machte die Schwierigkeit deutlich, mit geringen und einfachen Mitteln eine solche Arbeit anzufangen. Den Nepalis waren von der Herrnhuter Brüdergemeine (Sektion Indien) einige Trompeten geschenkt worden. Jedenfalls gelang das Vorhaben. Über viele Einzelheiten berichtet eine bebilderte Dokumentation, die uns Herr Popp überreichte.

Die sehr harmonisch verlaufene Pfingstwoche fand ihren krönenden Abschluss in der Messe im Dom und dem abschließenden Reisesegen. Nach einem schmackhaften Mittagessen im Lesecafe am Dom, wo wir die ganze Zeit über wunderbar versorgt wurden, machten wir uns glücklich und mit guten Erinnerungen an eine schöne Alpirsbacher Woche auf die Heimreise.

Achim Kröger